STECKBRIEF
Integrationsbüro Treptow-Köpenick
- befindet sich zur Zeit in Adlershof (während der Sanierung des Köpenicker Rathaus)
- gehört zum Büro des Bezirksbürgermeisters
- Mitarbeitende des Integrationsbüros:
- Gregor Postler, Beauftragter für Partizipation und Integration & Leiter des Integrationsbüros
- Katharina Stöckl, Koordinatorin für Flüchtlingsangelegenheiten
- Fabian Bork, Koordinator für Freiwilligenengagement
WORTLAUT IM GESPRÄCH MIT:
Gregor Postler, Beauftragter für Partizipation und Integration und Leiter des Integrationsbüros
Aufgaben des Integrationsbüros Treptow-Köpenick
Herr Postler, Sie sind Beauftragter für Partizipation und Integration des Bezirks Treptow-Köpenick. Welche Aufgaben haben Sie in dieser Position?
Zu den Aufgaben gehört natürlich vor allem die Partizipation und Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte im Bezirk zu fördern. Das machen wir (das sind die Flüchtlingskoordination, Frau Stökl sowie die Koordination für Freiwilligenengagement, Herr Bork und ich als Beauftragter für Integration) u.a. durch intensive Vernetzungs- sowie Öffentlichkeitsarbeit und z.B. durch die finanzielle Förderung sowie Begleitung verschiedener Beratungsstellen und Begegnungsprojekte. Anfang 2023 wird z.B. endlich der Migrationsbeirat gegründet. Daneben leite ich das Integrationsbüro und bin auch Ombudsperson für Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte. Unser Arbeitsalltag ist vielfältig. Wir haben Bürotage an denen wir Schreiben und Mails beantworten, Anrufe entgegennehmen oder an Videokonferenzen teilnehmen und wir haben Tage, an denen wir in Außenterminen bei ganz verschiedenen Akteur*innen sind, uns mit ihnen austauschen oder gemeinsame Ideen und Aktivitäten umsetzen.
Herausforderungen beim beruflichen Wiedereinstieg
Das Projekt „Stark im Kiez“ unterstützt nicht erwerbstätige Menschen bei ihrem Weg zurück ins Arbeitsleben. Welche Herausforderungen sehen Sie für den beruflichen (Wieder-)Einstieg speziell von Menschen mit Migrationsgeschichte, insbesondere Eltern?
Nun, die Arbeitswelt ist ja heute in der Regel sehr komplex und die Rahmenbedingungen unterscheiden sich von Branche zu Branche. Was wir beobachten, ist, dass die gegenseitigen Vorstellungen und/oder Anforderungen nicht immer zusammenpassen. Teilweise stoßen Arbeitnehmer*innen auf hohe Anforderungen seitens der Arbeitgeber*innen und manchmal sogar gleichzeitig auf unattraktive Rahmenbedingungen (sowohl finanziell als auch mit Blick auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Einarbeitung, Weiterbildung usw.). Teilweise werden aber auch Arbeitgeber*innen mit überzogenen Vorstellungen der Arbeitnehmer*innen konfrontiert. Menschen mit Migrationsgeschichte stoßen in verschiedenen Bereichen immer noch auf Diskriminierung wie bspw. Rassismus. Für viele Stellen und Ausbildungen wird zudem das Sprachniveau B2 vorausgesetzt. Spracherwerb nimmt in der Regel erstmal einige Zeit in Anspruch. Auch leben wir nach wie vor in einem „Zertifikatsland“ und nicht alle Menschen können die jeweiligen Unterlagen einfach beibringen. Insbesondere für Eltern bedarf es öfter mehr Anerkennung und Wertschätzung, flexiblere Arbeitszeitmodelle, finanziellen Ausgleich und eine sehr gute Kinderbetreuung.
Tipps für die Arbeitsmarktintegration
Welche allgemeinen Tipps geben Sie arbeitsuchenden Menschen mit Migrationsgeschichte?
Die Bewerbungsunterlagen müssen gut vorbereitet sein. Man sollte sich –wenn möglich- gut über die potenziellen Arbeitgeber*innen informieren. Die Bewerber*innen sollten offen sein und offensiv Hilfsangebote nutzen (z.B. die verschiedenen Beratungs- und Weiterbildungsangebote für Bewerber*innen bzw. zur Arbeitsmarktintegration). Die Beratungsstellen kennen in der Regel die aktuellen Anforderungen an Bewerbungsschreiben, Lebensläufe und habe manchmal z.B. zusätzlich gute Formulierungstipps.
Angebote in Treptow-Köpenick
Welche Unterstützungs- und Beratungsangebote gibt es für arbeitsuchende zugewanderte Menschen in Treptow-Köpenick?
Im Bereich der Arbeitsmarktintegration sind wir in Treptow-Köpenick aus meiner Sicht wirklich gut aufgestellt. Neben den Regelstrukturen –wie z.B. das Jobcenter – haben wir verschiedene Coaching-Projekte die Kontakte zu ganz verschiedenen Arbeitgeber*innen pflegen. Darunter fallen z.B. das Coaching-Projekt bei der Migrationsberatung für Erwachsene (MBE), das Coaching-Projekt beim Jugendmigrationsdienst (JMD) sowie den Türöffner e.V. und in der Verweisberatung unser Willkommensbüro InteraXion. Wir freuen uns natürlich sehr, dass es darüber hinaus intensive Projekte bzw. Programme wie „Stark im Kiez“ gibt, die u.a. Menschen mit Migrationsgeschichte ebenfalls eng begleiten.
Tipps für den beruflichen Einstieg in die Migrationshilfe
Die Arbeit des Integrationsbüros ist sehr vielfältig und spannend. Zwei unserer Projektteilnehmenden konnten sich davon bei einem Praktikum bei Ihnen selbst überzeugen. Für jemanden, die/der sich für den Bereich der Migrationshilfe interessiert: Wie kann man in dieses Berufsfeld einsteigen?
Das Berufsfeld bietet ganz verschiedene Möglichkeiten auf verschiedenen Ebenen und Entwicklungsstufen. Als Integrationslotsin oder Integrationslotse braucht man gute Sprachkenntnisse in Deutsch und einer Fremdsprache und natürlich Engagement. Als Flüchtlingskoordinatorin oder Flüchtlingskoordinator im Bezirksamt benötigt man in der Regel u.a. ein abgeschlossenes Studium und/ oder einschlägige Erfahrungen im Arbeitsgebiet. Es macht auch einen Unterschied, ob ich bei einem Träger/Verein/Unternehmen oder im Öffentlichen Dienst arbeiten möchte. Träger, Vereine und auch Unternehmen haben in der Regel einen größeren Spielraum bei ihren Einstellungsvoraussetzungen. Einen ersten Eindruck bekommt man in jedem Fall immer z.B. über ein Praktikum und dann muss man individuell schauen, welche nächsten Schritte nötig sind.
„Stark im Kiez – Zurück in den Beruf“
Herr Postler, Sie haben das Projekt „Stark im Kiez“ von Anfang als Beiratsmitglied und Kooperationspartner begleitet und unterstützt. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem/durch das Projekt gemacht und wie schätzen Sie die Wirksamkeit des Projektes ein?
Ich denke, trotz der Widrigkeiten während der Projektlaufzeit im Zusammenhang mit der Pandemie wurden Menschen erreicht und konnten neue Zielgruppen erschlossen werden. Durch das Projekt hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit verschiedene Dinge (z.B. Wie funktioniert der Arbeitsmarkt in Deutschland? Was benötige ich für Bewerbungsunterlagen?) zu lernen und einige wurden sogar in gute Arbeit vermittelt. Darüber hinaus wurden durch das Projekt gegenseitiges Kennenlernen und Begegnung sowie die Partizipation im Sinne des Berliner Gesetzes zur Förderung der Partizipation in der Migrationsgesellschaft (PartMigG) gefördert.
Wünsch dir was!
Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit, Ihre Zielgruppe und/oder den Bezirk Treptow-Köpenick?
Am meisten wünsche ich mir nichts weniger als mehr soziale Gerechtigkeit und kluge Investitionen in die Zukunft vor allem in die Bereiche Bildung, Digitalisierung und den Klimaschutz.